Nachhaltigkeit, Klimawandel und Gestaltung

Nachhaltigkeit ist eines der wohl am häufigsten gehörten, gelesenen und gesagten Wörter in den letzten Jahren. Ein Trendthema, das uns zum Handeln zwingt. Das Prinzip der Nachhaltigkeit soll gewährleisten, dass künftige Generationen sowohl sozial, ökonomisch als auch ökologisch nicht schlechter gestellt sind, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, als gegenwärtig lebende.

Nachhaltig gestalten

Ökologisch? Das bringt uns direkt zum nächsten Thema, dem Klimawandel. Erderwärmung, Naturkatastrophen, CO2, Fridays For Future – all das sind Schlagwörter zu diesem Thema. Alles in allem handelt es sich um eine Kettenreaktion mit massiven Ausmaßen, ausgelöst durch die steigenden Treibhausgas-Emissionen. Die CO2-Emissionen steigen, die Durchschnittstemperatur auf der Erde erhöht sich, Naturkatastrophen häufigen und intensivieren sich und die Artenvielfalt auf der Erde sinkt durch die veränderten Lebensbedingungen. Und das merken nicht nur die Tiere, sondern auch wir Menschen.

 

Verantwortlich für die Klimakrise ist das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid (CO2). Die größten CO2-Verursacher sind der Energiesektor, die Industrie und der Transportsektor , wobei China, Indien und die USA aktuell die größten CO2-Emittenten der Welt sind. Auch in Deutschland nehmen die CO2-Emissionen stetig zu und die Folgen davon sind spürbar. Dürreperioden, Waldbrände und Starkregen kennen wir sogar aus dem vergangenen Jahr 2021.

 

Unsere CO2-Emissionen lassen sich mit verschiedenen Mitteln senken. Man kann Reisen mit dem Flugzeug vermeiden, statt mit dem Auto zur Arbeit zu fahren das Fahrrad oder den Bus nehmen, weniger Heizen, regionale und biologisch angebaute Lebensmittel kaufen, Altglas recyceln oder wenn es geht die Treppe statt den Aufzug nehmen.

Als Gestalter:innen haben wir die Möglichkeit, die Welt zum Wohl der Menschen besser zu gestalten. Das klingt vielleicht etwas hochgegriffen, aber bricht man es darauf herunter, dass einzelne Gestalter:innen Produkte und Dienstleistungen gestalten, die teilweise von vielen Tausend Menschen wahrgenommen und konsumiert werden, ist klar, was für ein Potenzial und welche Verantwortung unser Beruf mit sich bringt.

 

Ressourcenverbrauch und Produktionsweisen spielen bei nachhaltigem Design eine große Rolle. Gewusst wie ist hier das Stichwort. Grundsätzlich sollte Gestalter:innen bewusst sein, welche Verantwortung sie tragen und wie sie dieser gerecht werden können. Um wirklich nachhaltig gestalten zu können erfordert es viel Wissen abseits des gängigen gestalterischen Handwerks. Es geht um Technologien, Zusammenhänge, Auswirkungen, konkrete Lösungen und die richtigen Partner. 

Form follows Environment schafft als Wissensplattform rund um das Thema nachhaltige Gestaltung Abhilfe und vereint alles, was Gestalter:innen benötigen, um ein Projekt im Sinne der Nachhaltigkeit umsetzen zu können.

Unter den wichtigsten Industrie- und Schwellenländern, den G20, hatte Deutschland 2018 den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Papier, Pappe und Karton.

Denken wir an nachhaltige Gestaltung denken die meisten wohl zuerst an Materialien, Papier, Veredelungen und Wegwerfprodukte. Das ist auch richtig so, denn jeder zweite industriell gefällte Baum weltweit wird zu Papier verarbeitet – Zeitungen, Zeitschriften, Geschenkpapier, Verpackungen, Küchentücher oder Toilettenpapier. Damit ist die Papierindustrie eine Schlüsselindustrie, wenn es um die Zukunft unserer Wälder geht.

Der Bereich Printdesign mit grafischen Papieren spielt eine große Rolle wenn es um Nachhaltigkeit geht. Laut NABU liegt Deutschland auf Platz 6 im Vergleich der Industrieländer wenn es um den Verbrauch von Papier, Pappe und Karton geht. Vom Gesamtpapierverbrauch in Deutschland 2019 sind entfallen allein 36% auf grafische Papiere. An dieser Stelle können wir also ansetzen, und als Gestalter:innen etwas für den Erhalt unserer Umwelt zu tun.

Digitale Medien bestimmen unseren Alltag weit mehr, als uns oft bewusst ist. 

Durch die letzten zwei Jahren hat die digitale Kommunikation einen weiteren Aufschwung bekommen – von digitalen Meetings, Familientreffen über Videochat bis hin zu den schon lange bekannten Kinoabenden auf dem Sofa. Viele Kommunikationswege wurden auf Grund der Pandemie von Papier auf digitale Medien umgestellt, und vieles davon erscheint uns so viel unkomplizierter als es vor ein paar Jahren noch war. Wesentlich scheint dies auch ein guter Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu sein, da wir doch viele Tonnen Papier, Druckfarben und CO2 einsparen. Durch digitale Kommunikation können Informationen innerhalb von Sekundenbruchteilen überall auf der Welt sein.

 

 

Doch ist das Internet ein so viel nachhaltigeres Medium als Druckprodukte, wie wir vermuten? Hinter dem Internet steckt eine riesige Infrastruktur aus Rechenzentren und Servern – die Endgeräte nicht zu vergessen. 

Digital und Print im Vergleich

Onlinezeitung

Beim Lesen einer Onlinezeitung werden mehr elektronische Produkte genutzt, als man im ersten Moment denkt. Der PC mit Monitor, oder auch der Laptop benötigen Energie für den Zeitraum der Lektüre. Das heimische Internet-Modem und das kabellose WLAN laufen in der Regel den gesamten Tag über und verbrauchen Strom.

Die CO2-Bilanz der weltweiten Serverparks ist nur schwer zu schätzen. Ein durchschnittlicher Stromverbrauch von 12,5 Kilowattstunden pro heruntergeladene Gigabyte dient als Grundlage dieses Vergleichs.

Für die Herstellung eines PCs benötigt man Festplatten, Speicherchips und Gehäuse, die meist aus seltenen Rohstoffen gefertigt werden, generieren hohe CO2-Emissionen und haben daher einen negativen Einfluss auf die Ökobilanz – auch wenn sie häufiger und länger genutzt werden, als eine gedruckte Zeitung.

Bildschirme, sowohl für einen PC als auch für einen Laptop, benötigen in der Herstellung viel Energie und setzen bei der Produktion hochwirksame Treibhausgase wie Schwefelhexafluorid frei. Diese wirken sich ebenfalls extrem negativ auf die Ökobilanz der digitalen Zeitung aus.

Aber die digitale Zeitung kommt doch über das Internet zu mir, die muss gar nicht transportiert werden?! Die digitale Datei an Sicht nicht, aber wenn wir bei der Ökobilanz eines Druckproduktes die Rohstoffe samt Transport mit einbeziehen müssen wir das auch bei einem digitalen Endgerät tun. Der Computer, das Smartphone und das Internet-Modem müssen zu uns gelangen. Und das auf Kosten der Umwelt, da die meisten unserer Produkte aus Fernost nach Deutschland kommen.

Insgesamt hat eine Onlinezeitung, die 30 Minuten lang gelesen wird, ein CO2-Äquivalent von 36kg im Jah.

gedruckte Zeitung

Die Papierherstellung ist ressourcenintensiv und hinterlässt einen relevanten CO2-Fußabdruck. Da für die Herstellung von Zeitungen größtenteils Recyclingpapiere eingesetzt werden reduziert sich das CO2-Äquivalent um rund 20%.

Da Zeitungspapier zu großen Teilen aus Altpapier besteht stammt das hier verwendete Papier zu größten Teilen aus heimischer Produktion und belastet die Umwelt beim Transport nur geringfügig.

Zeitungen werden in Rotationsmaschinen gedruckt, zusammengelegt und zu Bünden verschnürt. Das erfordert einen hohen Stromverbrauch.

Die benötigten Druckplatten, Farben und anderen erforderlichen Verbrauchsmaterialien tragen zur Treibhausbilanz der gedruckten Zeitung bei.

Die gedruckten Zeitungen werden mit LKWs und Autos zu Grossisten und den weiteren Verkaufsstellen transportiert.

Die durchschnittliche gedruckte Zeitung umfasst bei einer Auflage von 32.000 Stück 40 Seiten und wird im Schnitt von 2,4 Personen gelesen. Damit ergibt sich ein CO2-Äquivalent pro Exemplar von 28kg im Jahr.

Potenziale von digitalen Anwendungen

Egal ob Websites, Social Media, Entertainment oder Kollaborationsplattformen, für die Nutzung dieser Dienste wird viel Energie aufgewendet. Es gibt aber auch klare Vorteile und Möglichkeiten, die die Kommunikation mittels digitaler Anwendungen mit sich bringt:

 

→ Inhalte können gezielt für eine Gruppe ausgespielt werden

→ Informationen und Inhalte können immer wieder angepasst werden

→ Kommunikation in Echtzeit ist möglich

→ Aktivitäten können gemessen werden

Diese Möglichkeiten spielen auch eine ökologische Rolle. Während in einem Printmedium ein Inhaltsstand festgehalten wird, können bei einer digitalen Anwendungen immer wieder Korrekturen vorgenommen werden, die das Produkt langlebiger und trotzdem aktuell machen.

 

Hat man sich für eine digitale Anwendung als Lösung entschieden, gilt es diese unter nachhaltigen Aspekten umzusetzen. Hier ist ein Blick hinter die Kulissen genauso wichtig wie bei Printmedien. Auch bei nachhaltigen Webprojekten geht es um Ressourcenschonung und eine sinnvolle Konzeption von Inhalten.

Potenziale von Printmedien

Auch wenn der offensichtliche Ressourcenverbrauch bei einem Printmedium durch Papier, Druck und Transport höher erscheint als der eines digitalen Produktes, hängt die Umweltbelastung ganz klar von der jeweiligen Nutzung (Häufigkeit, Dauer, etc.) ab. Zudem ist der emotionale Mehrwert eines Druckproduktes nicht zu unterschätzen. Die multisensorische Wahrnehmung eines Druckproduktes erhöht das Textverständnis beim Lesen eines gedruckten Textes. Bein Lesen von digitalen Texten neigen wir dazu, Texte zu überfliegen und selektiv zu lesen.

 

Im Printbereich liegen die Möglichkeiten zur nachhaltigen Optimierung eines Produktes so ziemlich auf der Hand. Nachhaltige und innovative Materialien, eine zertifizierte und ressourcenschonende Produktion und schlaue Gestaltungsentscheidungen sind wichtige Stellschrauben für ein nachhaltiges Produkt.

Die Entwicklung zu immer mehr digitalen Anwendungen führt genauso dazu, dass wir einen Ausgleich in analogen Produkten suchen und diese an Qualität gewinnen. Und die wichtigste Frage ist nicht, ob eine digitale oder eine analoge Anwendung die nachhaltigere ist, sondern wie man welches Medium optimal einsetzt.

 

Ein Produkt, dass nur eine kurze Halbwertszeit hat und sowieso gar nicht so wichtig oder bedeutsam ist, ist vielleicht einfach kein gutes und sinnvolles Produkt. Dann muss es auch gar nicht erst produziert werden. Manchmal ist auch eine Kombination aus Printmedien und digitalen Anwendungen genau die richtige und deshalb auch nachhaltigste Lösung.

Fazit

Wichtig ist, dass das Thema Nachhaltigkeit nicht als Hürde in unserem Bewusstsein verankert ist, sondern als genauso wichtiges Bestandteil eines Gestaltungsprojektes bedacht wird wie die Auswahl der richtigen Typografie und Farbe.